Ende März machten sich vier Juniorbotschafterinnen des Europaparlaments vom Gymnasium am Bötschenberg in Helmstedt – Jette Bieber, Rieke Schmidt, Kateryna Pivovarova und Rozin Schammo – gemeinsam mit ihrer Begleiterin Frau Herlt auf den Weg zu einer besonderen Reise. Ziel: Verdun. Die Exkursion war Teil eines trinationalen Projekts, bei dem junge Europäerinnen und Europäer aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg zusammenkamen, um gemeinsam Geschichte zu erleben und europäische Verständigung zu fördern.
Ausgangspunkt war die Stadt Luxemburg, wo sich die Jugendlichen zunächst bei einem gemeinsamen Abend in der Altstadt näher kennenlernen konnten. Früh am nächsten Morgen begann dann die bewegende Fahrt nach Verdun – einem der markantesten Schauplätze des Ersten Weltkrieges und zugleich ein bedeutender Erinnerungsort europäischer Geschichte.
Erster Halt der Exkursion war das Beinhaus von Douaumont. Die Juniorbotschafterinnen besichtigten die imposante Gedenkstätte, in der die Überreste von mehr als 130.000 unbekannten französischen und deutschen Soldaten ruhen. Die Architektur, die eine Kapelle, eine Synagoge und eine Moschee umfasst, unterstreicht die multikonfessionelle Erinnerung an die Opfer. Der angrenzende Soldatenfriedhof mit seinen unzähligen weißen Kreuzen machte das Ausmaß der Tragödie sichtbar – eine stille, aber eindringliche Mahnung.
Mit viel Einfühlungsvermögen vermittelte ein französischer Guide die brutalen Realitäten der Grabenkämpfe von 1916. Besonders erschütternd war der Besuch des zerstörten Dorfes Fleury. Einst ein lebendiger Ort, wurde es während der Schlacht vollständig ausgelöscht und nie wieder aufgebaut – heute ein Mahnmal für die totale Vernichtung von Lebensraum durch Krieg.

Im Memorial de Verdun, einem modernen, teils interaktiven Museum, wurden die Schrecken der Schlacht auf drei Etagen mit historischen Objekten, persönlichen Erinnerungsstücken und multimedialen Elementen anschaulich gemacht. Besonders nachhaltig beeindruckte die Panoramaprojektion, die den Alltag der Soldaten in den Schützengräben beklemmend realistisch darstellte.
Nach einer kurzen Mittagspause führte die Fahrt weiter zum Tunnel von Vauquois, einem Relikt des Minenkrieges. Ein erfahrener Guide begleitete die Gruppe durch Teile des über 17 Kilometer langen Stollensystems. Hier konnten die Schülerinnen originale Schlafräume, Lazarette, Küchen und Kommandozentralen besichtigen – ein bedrückender Einblick in die Lebensbedingungen der Soldaten. Die gewaltigen Minenkrater auf dem Hügel zeugen bis heute von der Zerstörungskraft dieses Kriegsabschnitts.
Zum Abschluss des Tages wurden die Jugendlichen gebeten, ihre Eindrücke in einem Wort zu beschreiben. Begriffe wie „Vergangenheitsreise“ und „beeindruckend“ fielen besonders häufig – ein klares Zeichen für die emotionale Tiefe und Nachhaltigkeit dieser Erfahrung.
Diese Exkursion nach Verdun war mehr als nur ein Schulausflug – sie war ein bedeutungsvoller Beitrag zur Erinnerungskultur Europas. In einer Zeit, in der politische Spannungen und Nationalismus wieder an Boden gewinnen, senden junge Menschen wie die Juniorbotschafterinnen des Gymnasiums am Bötschenberg eine starke Botschaft: Nur durch das bewusste Erinnern an die Schrecken der Vergangenheit können wir eine friedliche Zukunft für Europa gestalten.
