„Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung“ (Dietrich Bonhoeffer)
Das Holocaust-Mahnmal im Herzen Berlins, der Mauerpark, die Gedenkstätte Hötensleben, der moderierte Instagram-Account „Anne Frank“ des WDRs, Gedenktage, Rituale, Zeitzeugen- gespräche, Schüleraustausche, Erinnerungstafeln, virtuelle Museen usw. – Die Erinnerung an die Geschichte unseres Landes kann die unterschiedlichsten Formen annehmen.
Was und wie lernen wir aus den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte? An welchen Orten wird Geschichte greifbar und anhand welcher beispielgebender Schicksale wird Vergangenes nachvollziehbar? Welchen Beitrag können junge Menschen heute leisten, um dem Vergessen entgegenzuwirken?
Das Seminarfach der Q2 unter der Leitung von Herrn Perner hat sich in den vergangenen zwei Jahren mithilfe unterschiedlicher Perspektiven mit der Aufarbeitung der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert befasst. Dabei wurden historische Quellen ebenso analysiert, wie aktuelle und auch politisch geprägte Bewertungen der deutscher Geschichte. Zudem haben die Schülerinnen und Schüler unterschiedlichste Formen des Erinnerns und Gedenkens erlebt.
Das wesentliche Projektziel des Seminarfaches war jedoch eine fundierte Auseinandersetzung mit den Erinnerungs- und Gedenkanlässen, die der Helmstedter Friedhof St. Stephani zu bieten hat. Viele Grabmale auf dem Friedhof erzählen Geschichten von Krieg und Gewaltherrschaft. Sie erinnern an das Schicksal der Toten und an die Umstände ihres Sterbens. Dass der Friedhof daher als historisches und kulturelles Erbe von großer Bedeutung für Helmstedt ist und einen wichtigen Teil der Identität der Stadt darstellt, haben die Schülerinnen und Schüler schnell verinnerlicht.
In den Haus- und Facharbeiten, die als Vorbereitung auf ein mögliches Studium anzufertigen sind, bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler nun unterschiedliche Themenfelder, die sich im Kontext des Helmstedter Friedhofs anschließen. So befasste sich beispielsweise Jakob Yehia mit der Erstellung einer detaillierten Karte, die die durch die Bombardierung Helmstedts im Jahre 1944 entstandenen Schäden aufzeigt. Lana Lixfeld setzte sich mit dem Erinnern an das KZ Beendorf auseinander, Tim Neumann studierte Schriften zum jüdischen Leben in Helmstedt. Auch die zahlreichen Arbeiten der Mitschülerinnen und Mitschüler konnten dabei auch auf die Bücher der Helmstedter Historikerin und Schriftstellerin Susanne Weihmann zurückgreifen, um die lokale Geschichte zu erfassen.
In den finalen Projektphase des Seminarfaches wurde nun mithilfe der Expertise des Bildungsreferenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Dr. Rainer Bendick eine Gedenk- und Erinnerungstafeln für den Helmstedter Friedhof St. Stephani erstellt. Dr. Bendick unterstützte den Kurs inhaltlich durch eine fundierte Beratung, beispielsweise bei der sprachsensiblen Formulierung der Texte für die Tafel, und auch logistisch, beispielsweise durch die Organisation der finanziellen und politischen Unterstützung.
Im Ergebnis kann nun am kommenden Mittwoch, den 14. Juni, um 9:30 Uhr, die erste Erinnerungs- und Gedenktafel im Eingangsbereich des Friedhofs eingeweiht werden. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen..