Das MIT (Massachusetts Institute of Technology, Cambridge) hat auch in Deutschland eine Alumni- Vereinigung. Diese richtet jährlich die Veranstaltung „Schule MIT Wissenschaft“ aus, bei der sie „Begeisterer begeistern“ will, also LehrerInnen aus ganz Deutschland aktuelle Forschung hochangesehener WissenschaftlerInnen näherbringt und diese so in die Schulen trägt. In diesem Jahr konnte eine Kollegin unserer Schule einen Platz bei der Bundeskonferenz in Bremen ergattern, von der sie hier berichtet.
Die Veranstaltung fand vom 12. bis 14. November unter strengen 2G+-Bedingungen statt.
Die Aura einer Nobelpreisträgerin ist schon etwas ganz Besonderes. Voller Energie und mit beeindruckender Ausstrahlung hielt die knapp 80jährige Medizin-Preisträgerin von 1995 Prof. Dr. Nüsslein-Volhard den Eröffnungsvortrag über ihre aktuellen Projekte zur Genetik der Streifen von Zebrafischen. Ihre Vergleiche und Abgrenzungen zwischen der Schönheit in der Natur und der Schönheit in der Kunst trafen bei mir ins Mark, sind sie für mich doch Kern meiner beiden Fächer (Chemie & Kunst).
Auch die anderen Vortragenden aus Instituten mit großen Namen konnten mit ihren Themen begeistern, obwohl sie auf den ersten Blick nicht unbedingt meinen Interessen entsprachen: „Mathematische Gleichungen zur Optimierung von industriellen Prozessen“, „Ernährung von darmlosen Würmern“ hätte ich mir ohne Anlass wahrscheinlich nicht angehört. Doch bei dieser Veranstaltung konnten mich die ReferentInnen mit ihrer Leidenschaft für ihre Themen anstecken. Inhaltlich sehr speziell und gleichzeitig höchst unterhaltsam brachten sie uns ZuhörerInnen ihre Erkenntnisse näher.
In einem zweiteiligen Workshop konnte ich spannende Experimente mit Siliconen und anderen Kunststoffen ausprobieren. Als Belohnung bekommt unsere Schule nun kostenlos einen voll ausgestatteten Experimentierkoffer zugeschickt, mit dem diese Experimente im Chemieunterricht der Q2 von den SchülerInnen ausgeführt werden können.
Der zweite Veranstaltungstag wurde thematisch ganz vom Klimawandel bestimmt. Ein Vortrag zur Vorhersage von Extremwetter-Ereignissen in Zeiten des Klimawandels, einer über die klimabedingten Veränderungen in der Tiefsee der Weltmeere und einer über die in der Arktis zeigten in ihrer Gesamtheit mehr als bedenkliche Entwicklungen. Die sachliche Darstellung ohne erhobene Zeigefinger verstärkte den Eindruck der Dringlichkeit noch, die geboten scheint.
In einer der sich jeweils anschließenden Diskussionsrunde fragte ein Kollege: „Was können wir tun? Was sollen wir unseren SchülerInnen sagen? Was sollen sie tun?“ Die Antworten der ExpertInnen klangen ähnlich: Auch wenn einige Kipppunkte möglicherweise schon erreicht sind, lohnt es sich gegen die weitere Erderwärmung zu kämpfen, im kleinen als auch im großen Maßstab. Jeder Zehntelgrad weniger bedeutet eine Menge für das Klima und dessen konkrete Auswirkungen auf unser aller Leben. Hierbei wurde die Fridays-for-Future-Bewegung hervorgehoben, die es möglicherweise geschafft hat, Bewusstsein für die Thematik zu schaffen, wenn auch (noch) nicht in allen Entscheiderköpfen.
Mit beeindruckenden Bildern aus der Schwärze der Tiefsee und der Schwärze der Polarnacht ging dieser Tag zu Ende. Die Schönheit dieser fernen fremden Welten und ihre Zerbrechlichkeit haben mich stark berührt und werden ganz sicher noch stärker in meinem Unterricht vorkommen. Aber auch die Kraft, die von wissenschaftlicher Forschung ausgeht, die Chancen, die sie bietet, und den Fächerübergriff, der sich ganz natürlich ergibt, werde ich mitnehmen und versuchen weiterzugeben.
Danke SMW!
Über folgenden Link könnt ihr euch die Aufzeichnungen aller Vorträge dieser Veranstaltung ansehen. Aber Achtung: Der Beitrag von Prof. Rex über die Nordpol-Expedition wird nur zwei Wochen lang zur Verfügung stehen.
https://www.schule-mit-wissenschaft.de/archiv/bundeskonferenzen/bremen-2021
Es ist einfach toll, dass Ihr so gut organisiert seid. Danke auch für die unermüdliche Arbeit, die ihr leistet.
Lg Alisa